Fieldwork - Von der Medienkunst zu "critical making". Curator's statement von Armin Medosch

Fields ist eine Fortsetzung der Ausstellung Waves, die 2006 in Riga gemeinsam mit RIXC umgesetzt und 2008 in Dortmund gemeinsam mit HMKV in leicht veränderter Form noch einmal gezeigt wurde. Waves http://www.thenextlayer.org/node/523 beruhte auf der These, dass elektromagnetische Wellen ein ganz grundlegendes Material der Medienkunst sind.

Heute kann ein Begriff wie Medienkunst erst gar nicht mehr Ausgangspunkt sein. Es gibt keinen vereinheitlichten Überbegriff mehr für diese Art von Praktiken. Das Wesentliche ist nun der Bindestrich, wie in einem ausführlichen Hintergrundtext zu Fields http://www.thenextlayer.org/node/1459 argumentiert wird: die interessantesten Praktiken heute bringen verschiedene Domänen zusammen. Das ist nicht einfach Interdisziplinarität, sondern ein beständiges Spiel der Kombinatorik von Kunst mit anderen Bereichen - und nicht einfach "Medien" oder Computer. Beispiele wären: Öko-Aktivismus, Bio-Hacking, Guerrilla-Typografie, Software-Ökologie, u.v.a.m.

Die Ausstellung Fields, 15. Mai bis 3. August 2014 im Ausstellungszentrum Arsenals der Nationalgalerie als Teil von Riga Europäische Kulturhauptstadt 2014, begreift diesen Umstand als eine wesentliche Herausforderung. Wie kann sich die Ausstellung selbst zu einem Medium für die Erfassung dieser Tendenzen machen? Medium heißt in diesem Fall, dass die Ausstellung als eine Support-Struktur für die Abbildung neuer Entwicklungen dient. Dabei geht es längst um mehr als Kunst.

Die sogenannte Finanzkrise von 2008 hat die Fehlentwicklungen der neoliberalen Informationsgesellschaft offenkundig gemacht. Die seither daraus erwachsene Staatsschuldenkrise droht sich zu einer systemischen und langanhaltenden Strukturkrise auszuwachsen. Erstmals sind dabei nicht primär die armen Länder betroffen, sondern die reichsten Staaten des ehemaligen Westens einschließlich Japans. Diese ehemaligen Industrienationen schlittern wie auf einer schiefen Ebene immer tiefer in eine zunächst noch stille Katastrophe. Zugleich drohen von Menschen verursachter Treibhauseffekt, Energiekrise, Umweltkrise und Psychokrise (Burn-out-Gesellschaften).

Es wäre falsch nun von der Kunst Lösungen zu erwarten. Aber von diesen Praktiken, die oben erwähnt wurden, können in mehrfacher Hinsicht Impulse ausgehen: zum einen zeigen sie als experimentelle Praktiken Pfade auf, mögliche Entwicklungslinien; diese können experimentell sein, höchst subjektiv, sie müssen (noch) nicht allgemeingültig sein; denn vielleicht sind sie (noch) gar keine Kunst, sondern fallen in den erweiterten Bereich des "making"; d.h. also es sind Entwürfe einer zukünftigen Praxis und anderer, nachhaltiger Lebensformen

Zum anderen werfen sie ein kritisches Licht auf die Ansätze, die vom gesellschaftlichen Mainstream verfolgt werden. Sie ermöglichen es, kritische Perspektiven zu entwickeln, was keinesfalls selbstverständlich ist. Die KünstlerInnen, die zu Fieldworks eingeladen werden, entwickeln ihre eigene Praxis weiter, mit der Perspektive auf ihre Teilnahme an der Ausstellung Fields 2014. Das Messschiff Eleonore ermöglicht den Ausstieg aus dem Alltag. Obwohl sie sich nur wenige Meter vom Land befindet, herrschen hier andere Gesetze. Das Environment ist nicht einfach nur Hintergrund, sondern beständig präsent, eine Materialität, die sich unmittelbar auf die Arbeit auswirkt. Dazu kommt das Umfeld, das durch die Donautiker geboten wird.In dieser Konstellation, so hoffe ich, werden neue Dinge entstehen, neue Stränge einer Kultur des "critical making".